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Barbara FellgiebelLiteraturpreise gibt es viele. Wer immer auf dem Laufenden sein will, abonniert Sandra Uschtrins Mailnachrichten:
Sich an Wettbewerben zu beteiligen, kann nie schaden. Zwar erfährt man nicht, weshalb man nicht gewonnen hat, aber wenn man dann einmal gewinnt, macht es großen Spaß. Auch, wenn es dauern kann – die Konkurrenz ist groß. Manchmal hätte man selbst Lust, einen Wettbewerb zu veranstalten … aber wie? Nessa hat Barbara Fellgiebel gefragt, die genau dies getan hat.

> Barbara, warum hast du einen Literaturwettbewerb ausgerichtet? 
Frei nach dem Motto: wenn man selbst keinen Preis gewinnt, muss man halt einen ins Leben rufen. 
> Woraus besteht der Preis? Natürlich geht es immer auch um die Ehre – aber etwas Handfestes wollen die Teilnehmer doch sehen, oder?
Der Preis ist die ALFI - eine Leseratte, die eine Keramikerin in Raku-Glasur gebrannt hat. Sie kann als Buchstütze benutzt werden und ist ein reiner  Kultpreis, andere verleihen den Oscar, die Corine, den Glauser - wir verleihen die ALFI
> Was ist denn Raku?
Eine uralte japanische Töpfertechnik, bei der individuell verschiedene schwarz-weiße Effekte durch Glasuren entstehen.
> Wie bist du vorgegangen? Welches war der erste Schritt? Und was der zweite?
Zunächst habe ich ALFA - die Assoziation der Literaturfreunde der Algarve gegründet. ALFA veranstaltet einmal im Monat einen Literatursalon (den südwestlichsten Europas in deutscher Sprache) zu dem ich Autoren einlade sowie Bücher und Hörbücher vorstelle, die ich interessant finde. Beim zweiten Mal habe ich den Literaturwettbewerb bekannt gegeben und mich dann auf Internet-Verbreitungsmöglichkeiten gestürzt. Sandra Uschtrins Newsletter war mir ja bereits bekannt, andere kamen hinzu.
> Ist die Assoziation ein Verein mit Vereinsstatuten?
Nein, eine ideelle, auf freiwilliger Mitarbeit  und glühendem Engagement basierende Interessengemeinschaft
> Das ist doch ziemlich viel Arbeit für einen allein? Wie hast du Mitstreiter gewinnen können? 
Zunächst gings noch, pro Woche trudelten 2-5 Einsendungen ein. Stressig wurde es in der letzten Woche vor Einsendeschluss, in der ich wirklich täglich waschkörbeweise die Beiträge von der Post geholt habe.
> Wie viel Zeit hast du zwischen Ankündigung und Einsendeschluss eingeplant? Und wie viele Helfer haben mitgearbeitet? 
Erstankündigung: Anfang Oktober 2005, Einsendeschluss: 31.März 2006 Helfer? Abgesehen von der Jury und drei Helfern bei der Ausstellung der non-verbalen Beiträge, keine.
> Gibt es juristische Fallstricke?
Ganz sicher, man muss sich nach allen Seiten hin absichern, aber wenn man genügend Ausschreibungen studiert und die Bedingungen kopiert hat, lernt man, worauf es ankommt.
> Hast du  sehen können, welcher Einsender  über welche Webseite  kam?
Nur in einem Fall: Sandra Uschtrin hatte meinen Namen mit 2 b also Barbbara geschrieben. Prompt bekam ich 56 Briefe an Barbbara und wusste: das kann nur von Uschtrin sein.
> Die Juryarbeit – hat sie Spaß gemacht oder war es anstrengend? Oder beides? 
Und ob. Zu beidem: Ich würde es jederzeit wieder machen, habe unglaublich viel daraus gelernt, sowohl literarisches als auch menschliches.
> Ein  Beispiel? 
Nun ja, zunächst: eine 8-köpfige Jury ist zu groß. Maximal 4 Personen empfehle ich. Die Verschiedenartigkeit der Bewertungen erstaunt und erinnert an den vielzitierten Deutschaufsatz, der von einer Gruppe Deutschlehrern von 1-6 mit allen Noten bewertet wurde. Fast so war unser Ergebnis. Zum Formellen: Wenn man mit Hunderten von Einsendungen bombardiert wird, legt man immer mehr Wert auf Schlichtheit und Sachlichkeit: Man lernt, Blümchen und Kätzchen und Smilies und Röschen und sonstwie verziertes Briefpapier zu hassen, möchte unsinnig doppelt und dreifach verklebte Umschläge am liebsten ungeöffnet in die Ecke feuern (tut man aber nicht, man pfriemelt fluchend die Verpackung auf). Es könnte sich ja um den Gewinnerbeitrag handeln. Tut es aber nicht, denn je verschnörkelter die Aufmachung, desto miserabler der Beitrag. Ausnahmen sind unerinnerbar selten. Zum Inhalt: Man lechzt nach Qualität, Prägnanz, Originalität , orthografischer Richtigkeit; man hofft auf dieses:"Wow" Das isses, das toppt keiner!" Gefühl, das sich leider selten oder nie einstellt.  
> Was tun mit den vielen guten Beiträgen, die nicht gewinnen konnten? 
Wir hatten das große Glück, eine junge Verlegerin zu finden, die sich in den Kopf gesetzt hatte, zur Preisverleihung das Gewinnerbuch mit den besten Beiträgen verkaufsfertig vor Ort zu haben. Das hieß in unserem Fall 35 AutorInnen, 11 IllustratorInnen mussten kontaktiert werden, die Vorfinanzierung. Lektorierung, in manchen Fällen Kürzung, das Setzen, Korrekturlesen, alles musste binnen drei Wochen fertig werden, weil es mitten in vreschiedene Urlaubsphasen fiel. Aber wir haben es geschafft und sind maßlos stolz auf das erste Buch der eition alfa. Da die Einsendungen so vielfältig waren, planen wir zur Zeit ein zweites.
> Hui! Drei Wochen – das ist ja unglaublich!
Japp, am 20.Juli entschieden wir: wir machen es, am 10.August war das Manuskript druckfertig beim Drucker. (Am 11. ging er auf Urlaub) am 24.8. gingen die ersten Bücher an Schnellbezahler raus!
> Welchen Rat würdest du Leuten geben, die einen Literaturwettbewerb ausschreiben wollen?
Email-Kontakt! Mache überdeutlich, dass nur Einsendungen mit Email-Adresse akzeptiert werden. Ich hatte dummerweise nur "Adresse" gefordert und sah mich prompt gezwungen, 81 Teilnehmer per Post kontaktieren zu müssen. DAS ist zeitraubend.
> War das eine Eintagsfliege, oder planst du weitere Wettbewerbe?
Der zweite Wettbewerb wird am 9. Oktober offiziell bei ALFA bekannt gegeben. Ab 10.10. ist er über www.alfaliteratursalon.com abrufbar.

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